Impuls der Woche: Vom Kopf auf die Füße gestellt

„Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Lk 14,11)
Diesen Satz schreibt Jesus uns Christen ins Stammbuch und provoziert, rüttelt auf, damals wie heute, denn die Realität des Alltags sieht doch anders aus. Die, denen es gelingt, auf sich aufmerksam zu machen, die kommen vor und wie Bert Brecht sagt: „…die im Dunkeln sieht man nicht.“ Aber wer sagt denn, dass dies so sein muss, wer sagt denn, dass das sprichwörtliche hohe Tier bevorzugt, besser behandelt werden muss als andere? Wer sagt denn, dass die auf der Schattenseite des Lebens nichts Besseres als den Schatten verdient hätten? Genau da steckt Jesus einen Stachel doch ins Fleisch, uns anzuregen, genau hinzuschauen, wie die Realitäten der Welt sich darstellen und ob wir die Realitäten so akzeptieren. Jesus jedenfalls wollte Ungerechtigkeiten nicht akzeptieren. Er betont, dass nicht die Angesehenen der Beachtung bedürfen, sondern die Ausgegrenzten. Wenn wir dem zustimmen und weiter es ernst nehmen wollen mit unserer Kritik, an den Ungerechtigkeiten unserer Welt, dann müssen wir wohl selbst bereit sein, die Verhältnisse zu ändern, d.h. gegen den Strom zu schwimmen und deutlich zu machen, dass wir für uns die Ausgegrenzten, die im Schatten, die am Rand Stehenden wichtiger sind als die Ehrengäste. Dann müssen die, die ganz unten stehen in der Wertschätzungsskala der Gesellschaft (auch unserer?) nach oben rutschen und gleichzeitig müssen wir es zulassen, dass die, die ganz oben stehen, nach unten rutschen.

Adolph Kolping: „Das Christentum nimmt den Menschen wie er ist und macht ihn zu dem, was er sein soll.“ (Kolping-Schriften 5, Seite 91)

Ottmar Dillenburg
Bundespräses

Erstellt am 30. August 2010 um 18:15 Uhr von Nicole Drakkar