„Wozu sind wir auf Erden?“

Eine Katechismusfrage, auf die viele prompt die alte Antwort bereit haben: „Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihn zu lieben, ihm zu dienen und einst ewig bei ihm zu leben.“ Eine schnelle knappe Antwort, mit der sich aber wohl die Wenigsten zu frieden geben würden, wenn es darum geht, wirklich hinzuschauen, was ist der Sinn meines Lebens. Eine Frage, die viele immer einmal wieder umtreibt, mitunter verbunden mit dem Gefühl der Sinnlosigkeit, das plötzlich auftaucht ohne tieferen Grund, ohne Voranmeldung. Schauen wir in die Bibel, in die Evangelien, auf Jesus, finden wir seine Antwort auf diese Frage, indem er aus dem Propheten Jesaja zitiert und damit sein Lebensprogramm vorstellt:

•    dem Bedrängten und Gefangenen die Freiheit,
•    den Armen eine gute Nachricht und
•    den Blinden das Augenlicht zu verkünden.

Nicht aus sich selbst heraus beschreibt er dies als seinen Lebenssinn, sondern er nimmt in Anspruch, dazu von Gott gesandt zu sein: Für die Randfiguren der Gesellschaft da zu sein. Jesus hat für sich sein Wort gefunden und das ganz ihn umschließt, das seine persönliche Lebensaufgabe umschreibt. Er weiß und sagt deutlich, was er zu tun hat. Für mich ein Hinweis, dass der Sinn eines Lebens natürlich nicht in einem allgemeingültigen Satz beschrieben werden kann, sondern dass er immer nur ein persönlicher sein kann. So viele Menschen es gibt auf dieser Erde, so viele Antworten auf die Sinnfragen gibt es. Natürlich wird unser Lebensprogramm als Christinnen und Christen geprägt vom Lebensprogramm Jesu. Unsere Berufung schließt an seine an und ist immer auch gekennzeichnet von einer Parteilichkeit für die Benachteiligten, von der Option für die Armen. Vielleicht kann diese Spur ein Anfang sein, eine ganz persönliche Antwort auf meine Lebensfrage „wozu bin ich auf Erden?“ zu finden.
Renate Schoof schreibt in einem Gedicht:

Aufruf
Wir müssen nie Getanes tun.
Wir müssen nie Gesagtes sagen.
Wozu sind wir denn sonst jetzt hier?

Ottmar Dillenburg
Bundespräses

Kolpingwerk Deutschland, Postfach 10 08 41, 50448 Köln
E-Mail: bundespraeses@kolping.de
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Erstellt am 23. August 2010 um 10:41 Uhr von Nicole Drakkar