4. Advent


„Rorate coeli desuper, et nubes pluant iustum!“ Der Eingangsvers der heutigen Messe, der dem 4. Adventsonntag seinen Namen gibt, stammt aus dem Buch Jesaja: „Tauet ihr Himmel von oben und Wolken regnet herab den Gerechten.“ Das ist schon ein recht eigenwilliges Bild. „Tu dich auf Erde und bringe den Heiland hervor!“, so geht’s nicht weniger eigenartig im Text weiter.
Wieso bedient sich Jesaja einer solchen Wortwahl? Was soll das? Aus den Himmeln soll er also kommen. Wolken sollen ihn herabregnen und sogar aus der Erde soll der Heiland hervorkommen! Auf den ersten Blick wirken diese Bilder schon etwas befremdend. Für manche vielleicht sogar ein wenig absurd. Warum soll gerade ER auf so merkwürdige Weise zu uns kommen?
Weil das Wie nämlich völlig egal ist! „Veni, Domine, et noli tardare“, heißt es weiter. „Komm, Herr, und zögere nicht!“ Komm JETZT, egal wie du es anstellst. Komm! Wir brauchen dich. Nicht irgendwann. Jetzt! So vieles auf unserer Welt ist unerlöst. Es gibt so viel Trostlosigkeit in unserer Welt. Komm, du Trost der Welt! So viel Hoffnungslosigkeit lähmt uns. Komm, du Hoffnung der Welt! Die Dunkelheit in dieser Welt macht uns Angst. Komm, du Licht der Welt! Komm, warte nicht länger. Egal, wie du es anstellt, ob du aus dem Tau der Himmel kommst, ob Wolken dich herabregnen oder ob die Erde sich auftut und du aus den Tiefen zu uns kommst – das ist uns alles egal. Nur: Komm! Komm jetzt! Wir Menschen brauchen dich. Wir können nicht länger warten. Alles, was lebt, sehnt sich nach Erlösung. Löse uns heraus aus der Verstrickung in Bosheit und Elend. Befreie uns aus der Sklaverei des Egoismus und der Gottesferne. Komm in unsere Wel t und verwandle sie. Komm in unsere Herzen und erfülle sie. Komm in mein Leben und öffne endlich die Augen meiner erblindeten Seele.

Komm!
Egal auf welche Weise!
Komm!
Jetzt!

Originalbeitrag von Pfarrer Franz Zeiger, Linz

Erstellt am 19. Dezember 2010 um 16:05 Uhr von Nicole Drakkar