Impuls der Woche: Lk 15, 1-32

Was sagt m i r die Geschichte von den beiden Söhnen und ihrem Vater, der den Vater Jesu Christi darstellt und den Jesus als den Gott seiner beglückenden Botschaft vor Augen führt?

Wenn wir diesen Text aus dem Lukasevangelium lesen, werden wir wohl immer neu staunen über die Weise, wie Jesus seinen Auftrag erfüllt, den Menschen Gott, wie er wirklich ist, nahe zubringen.

„Verloren und wiedergefunden“ lassen sich durch die tief empfundene Sehnsucht und die ernsthafte Suche miteinander verbinden. Am deutlichsten kommt das zum Ausdruck beim verlorenen und wieder gefundenen Sohn, wo die Sehnsucht und die Suche gegenseitig ist. Der Gott Jesu Christi, den er selbst „verkörpert“, ist ein Gott der Gegenseitigkeit, auch da, wo das unmöglich erscheint.

Denn es bedeutet, dass die Beziehung zwischen „Vater und Sohn“ unabhängig vom Verhalten unverändert ist und in der liebenden gegenseitigen Anerkennung besteht. Wäre sie durch das äußere Verhalten zerbrochen und hinfällig, dann hätte der ältere Bruder recht, der die Beziehung des Bruderseins für immer für verloren hält. Doch er liegt falsch mit seiner Meinung und Behauptung, dass endgültig dahin ist, was durch die verwerfliche Tat und das unangemessene Leben gleichsam gestorben ist.

Während der jüngere hofft, dass seine Not wenigstens bei einer Selbstherabstufung zum „Tagelöhner“ gemildert oder behoben wird, lässt der ältere keine „Begnadigung“ zu, denn der Vater ist für ihn nur Arbeitgeber, der gerecht zu sein hat. Er hat nicht erkannt, dass die Beziehung zum Vater und zum Bruder ganz anderes meint als ein „gegenseitiges“ Dienstverhältnis. Deshalb gilt es zu feiern, dass der Bruder wieder zurückgefunden hat zur eigentlichen Beziehung, die er glaubte mit der „Befreiung“ zur Selbstständigkeit verändern zu müssen und zu können.

Gott vergibt, wenn man den Ruf hört und beantwortet, den er ergehen lässt in alle Armseligkeit und „Verkommenheit“ hinein, in die der „verlorene Sohn“ geraten ist und die er überwinden will zu den Bedingungen Gottes gegen alle Eigenwilligkeit: „Gib mir das Erbteil, das mir zusteht!“

nach Wolfgang Müller SJ

Erstellt am 12. September 2010 um 09:30 Uhr von Nicole Drakkar