Das Kolpingwerk
1846 bis 1865
Gründung und Ausbau
Adolph Kolping prägte die Zeit von der Gründung des ersten Gesellenvereins in Elberfeld 1846 bis zu seinem Tod. In diesen wenigen Jahren entstanden mehr als 400 Gesellenvereine. Damit die Ausbreitung in geregelten Bahnen verlief, schuf Kolping verbindliche Grundlagen für das Werk. So schlossen sich auf seine Anregung hin bereits 1850 die ersten Vereine – Elberfeld, Köln und Düsseldorf – zum „Rheinischen Gesellenbund“, dem späteren „Katholischen Gesellenverein“, zusammen. Im Jahr 1852 erwarb Kolping für den Kölner Gesellenverein das erste Gesellenhaus (siehe Bild). Im Rahmen der Generalversammlungen der Jahre 1858 und 1864 wurden grundlegende Strukturen geschaffen, die im Kern bis heute bestehen.
1865 bis 1901
Wachstum und Kontinuität
Nach dem Tode von Adolph Kolping trat sein Vertrauter Sebastian Georg Schäffer seine Nachfolge als Generalpräses an. In den 36 Jahren seiner Amtszeit bemühte sich Schäffer um die Bewahrung des Kolpingschen Erbes. Allerorts wurden Gesellenvereine gegründet. In verschiedenen Vereinen entwickelten sich Zusammenschlüsse ehemaliger Mitglieder. Ein weiterer Aspekt der Verbandsentwicklung ist der Ausbau der von Kolping selbst initiierten Selbsthilfeeinrichtungen wie die Spar- und Krankenkassen. Diese fanden in Zeiten fehlender sozialen Absicherung regen Zulauf.
1901 bis 1933
Zentralisierung und Internationalisierung
Die Jahrzehnte nach Generalpräses Schäffer wurden aufgrund der massiven politischen und gesellschaftlichen Veränderungen geprägt durch raschen und vielfältigen Wandel in Richtung Zentralisierung und Internationalisierung. Im September 1902 beschließt die Generalversammlung die Einrichtung eines Generalsekretariates als Verbandszentrale sowie eines Generalrates, der als Leitungsorgan dem Generalpräses an die Seite gestellt wird. Der Erste Weltkrieg stellte einen tiefen Einschnitt dar. Kriegsbedingt kam die Verbandsarbeit weithin zum Erliegen. Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte die Arbeit des Katholischen Gesellenvereins einen raschen Aufschwung. Die Mitgliederzahl stieg und zahlreiche Gesellenvereine wurden gegründet, auch außerhalb Europas.
1933 bis 1945
Nationalsozialismus
Nachdem Hitler am 30. Januar 1933 Reichskanzler wurde, zeigte sich auf brutalste Weise der Totalitätsanspruch der Nazis. Die gewaltsame Beendigung des deutschen Gesellentages in München im Juni 1933 machte dies allzu deutlich. Angesichts dieser bedrohlichen Entwicklungen entschloss sich die deutsche Zentralversammlung im September 1933 zu radikalen Schritten: Neben dem bisherigen Gesellenverein mit seinen ledigen Handwerkergesellen trat die „Gruppe Altkolping“. Dort erhielten die Ehemaligen die vollberechtigte Mitgliedschaft. Der Verband wurde zurückgestutzt auf eine rein „innerkirchliche“ Organisation. Der ehemalige Gesellenverein wurde 1935 umbenannt in „Gruppe Kolping“, der deutsche Zentralverband in „Deutsche Kolpingsfamilie“ und der Gesamtverband in „Kolpingwerk“. Nach Kriegsausbruch kam die Verbandsarbeit weitestgehend zum Erliegen.
1945 bis 1971
Wiederaufbau und Öffnung
Nach Kriegsende begann man unmittelbar mit dem Wiederaufbau. In erstaunlich kurzer Zeit gelang es, wieder tragfähige Grundlagen für eine wirksame Verbandsarbeit zu schaffen. Ein besonders eindrucksvoller Höhepunkt ist der Kölner Kolpingtag im Juni 1949 anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Kolpingsfamilie Köln-Zentral mit internationaler Beteiligung. Die traditionelle berufliche Wanderschaft kam nach 1945 so gut wie zum Erliegen. In dieser Umbruchsituation fanden zunehmend Menschen aus unterschiedlichen Berufen und sozialen Schichten Interesse an der Kolpingsfamilie.
1971 bis 1991
Auf dem Weg zur Seligsprechung
Ein langer Abwärtstrend bei der Mitgliederentwicklung konnte etwa Anfang der 70er Jahre gestoppt werden. Jahr für Jahr stieg die Zahl der Mitglieder auf Rekordhöhe; neue Kolpingsfamilien wurden gegründet. Neben dem aktiven Leben und Wirken der Gemeinschaft entfalteten auch die Verbandseinrichtungen wie das Bildungswerk und die Familienferienstätten immer breitere Aktivitäten. Das Kolpingwerk verstand sich zunehmend als gesellschaftspolitischer Akteur mit Schwerpunkt in den Bereichen Gesellschafts-, Sozial- und Familienpolitik. Die Seligsprechung Adolph Kolpings am 27. Oktober 1991 stellt für das Internationale Kolpingwerk ein Höhepunkt seiner Geschichte dar.
Ab 1991
Neue Strukturen
Für das Kolpingwerk in Deutschland stellen sich die neunziger Jahre als eine Phase intensiver inhaltlicher Arbeit dar. Die wichtigsten Bereiche sind die Arbeit mit Kindern, mit jungen Familien und Senioren. Seit November 1994 heißt das Kolpingwerk Deutscher Zentralverband „Kolpingwerk Deutschland“, und der Begriff „Zentral“ wird durch den Begriff „Bund“ ersetzt. Auf der Bundesversammlung in Dresden im Jahre 2000 wird dann das Leitbild des Kolpingwerkes Deutschland verabschiedet.
Verbandsgeschichte (ausfürlich)