Impuls der Woche „Vater Unser“
Dein Reich komme
So beten wir – und das tagtäglich – nicht zufällig, sondern, weil Jesus uns dazu aufgefordert hat, (Lk 11,1-13) und weil er immer wieder auf Gottes Reich hingewiesen hat als unsere Zukunft, von der wir sagen dürfen, dass dann alles gut sein wird. Warum nur können wir trotz dieser Zusage in allen Medien so viel von Unsicherheit, Pessimismus und Angst vor der Zukunft lesen? Warum nur beschleicht uns selbst mehr oder weniger häufig die Unsicherheit, wenn wir an die vor uns liegenden Jahre und Jahrzehnte denken? Leichter fällt es, auf die ferne Zukunft zu vertrauen, auf den uns versprochenen Himmel. Das nehmen wir Gott schon irgendwie ab, dass er uns diesen Himmel schenken wird. Das glauben wir oder wir denken zumindest nicht allzu oft kritisch darüber nach. Ganz anders bei der Frage nach den Kassen der öffentlichen Hand oder auch der Kirchen, nach der Zukunft der sozialen Abfederung, nach den Fragen um Frieden, Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung. Welche Absicherung resp. Versicherung brauchen wir denn noch, um im Falle von Unfall, Feuer, Diebstahl bestmöglich geschützt zu sein. Das Letzte – den Himmel – das trauen wir Gott noch zu, ansonsten sind den Allermeisten die Versicherungen schon lieber. „Bittet, und es wird euch gegeben!“ fordert Jesus uns auf. Und das heißt doch übersetzt nichts anderes als vertraue auf Gott, es kann dir nichts passieren. Es mag anders laufen als du dir vorgestellt hast, es mag anders kommen als du planst, aber es wird gut sein.
Schwer, darauf zu bauen, darauf zu vertrauen, darauf zu hoffen. Wie das gehen soll, verrät Lukas am Schluss der Perikope, indem er schreibt, wie Gott die Bitten erfüllen will: „Er beauftragt den Heiligen Geist, die Menschen zu inspirieren. Wahrscheinlich am besten dazu, dass sie selbst auf die optimalen Lösungen kommen, die den Spagat hinbekommt, einerseits die Realitäten der Erde ernst und wahr zu nehmen, in diesen und mit diesen Realitäten zu leben und andererseits Gott mit im Spiel zu wissen.
„So sind die Menschen heute, je weniger sie das Heilige begreifen, um so höher heben sie das bloß Menschliche und bauen diesem in ihrer Art Altäre.“ (Adolph Kolping, Kolping-Schriften 7, Seite 53)
Ottmar Dillenburg
Bundespräses